08. 05. 2009 Aufforderung an ESV zur Entschuldigung und
Wiedergutmachung
Sehr geehrter Herr Pastor Dittrich!
âWenn das bestehende Recht nicht ausreichen sollte, angemessene EntschĂ€digungen zu zahlen, stehen deshalb die TrĂ€ger der Heime in der
moralischen Pflicht, ĂŒber eigene Modelle der Hilfe nachzudenken. Denn eines darf nicht sein: dass nach Jahrzehnten des Unter-den-Teppich-Kehrens die letzte Chance vertan wird, den immer Ă€lter werdenden
Opfern Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.â
Dieser Meinung des Kommentators, der Neuen OsnabrĂŒcker Zeitung, vom 17.02.2009 um 22 Uhr, schlieĂen wir uns voll inhaltlich an.
Quelle:http://www.presseportal.de/pm/58964/1354765/neue_osnabruecker_zeitung
Aus diesem Grunde haben wir Ihnen und Ihrem VorgÀnger in den vergangenen 3 Jahren bereits mehrere Briefe gesandt, die sich mit der
Umsetzung unseres Forderungskataloges befassen. So steht immer noch Ihre Entschuldigung aus, in der Form, wie wir sie unter Punkt 1 im Forderungskataloges formuliert haben.
FĂŒr die Annahme einer Entschuldigung spielt der Umstand eine Rolle, ob echte Reue sichtbar wird. Sie dokumentiert sich in den Taten, die
aus der Entschuldigung erwachsen.
Und hier, sehr geehrter Herr Pastor Dittrich, sprechen wir Punkt 2 des Forderungskataloges âKonkrete Hilfe an die Betroffenenâ an.
Auch zu diesem Punkt stehen wir nach wie vor.
Vornehmlich geht es um die Steigerung der LebensqualitÀt der noch in den Anstalten wohnenden Behinderten. Dazu gehört in erster Linie
Behindertenassistenz, die hilft, endlich den BedĂŒrfnissen nachgehen zu können, die den damaligen Kindern aberkannt waren: Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, Bildung und Weiterbildung, Erweiterung
des Erlebnishorizontes (Urlaub von der Anstalt) u.Ă€.
In einigen FĂ€llen ist die Behindertenassistenz auch darum notwendig, weil einigen Opfern die Gesundheit ruiniert wurde und sie auf Hilfe
zur BewÀltigung des Lebensalltags angewiesen sind. Entsprechende AntrÀge liegen Ihnen bereits vor.
Aber es geht auch um VerÀnderung des Wohnumfeldes. Hier haben wir Ihnen etliche AntrÀge in Sachen des Ihnen bekannten Mannes J.P.
zugesandt. Bis zum heutigen Tage ist nichts geschehen, obwohl Herr Meineke am 26.10.2007 in einer Sitzungspause anlÀsslich eines Treffens mit den Historikern verbindlich zugesagt hatte, dass Herr J.P.
umgehend zunÀchst eines Stunde Behindertenassistenz erhÀlt, die schrittweise auf drei Stunden pro Tag erweitert werden soll.
Inzwischen ist Herr N.S. erneut in Ihre Anstalt zurĂŒckgekommen. Als Kind war er im Johanna-Helenen-Heim. Es grauste ihn immer, seine
Schulfreunde im Franz-Arndt-Haus zu besuchen. Nun hat man ihn ohne Vorwarnung selbst dort untergebracht. Unter diesem Zustand leidet er sehr. Er will dort heraus und dies ist durchaus nachvollziehbar.
Wir bitten Sie, umgehend fĂŒr Herrn S. eine Kleinstwohnung und Behindertenassistenz zur VerfĂŒgung zu stellen, damit er einen unbelasteten Lebensabend verbringen kann. Bei gezielter Antragsstellung beim
ĂŒberörtlichen TrĂ€ger der Sozialhilfe (Landschaftsverband Rheinland) ist dies fĂŒr Sie mit keinen Kosten verbunden.
Hilfe wird auch fĂŒr jene Behinderte notwendig sein, die nicht mehr in der Ev. Stiftung sind. Bei der Antragsstellung im Rahmen von
AntrĂ€gen, die ihren Lebensabend sorgloser gestalten sollen, ist Ihre Hilfe erforderlich. Ihr Haus muss ihnen â nun durch die Historiker bestĂ€tigt â bescheinigen, unter welchen UmstĂ€nden sie ihre
Kindheit verbracht haben, damit die Behörden fĂŒr die besondere Problematik und daraus nachvollziehbare BedĂŒrfnisse dieser Behinderten sensibilisiert werden.
Immer wieder weisen Sie darauf hin, dass Sie erst abwarten wollen, welche Empfehlungen auf politischer Ebene, beispielsweise vom
âRunden Tisch Heimkinderâ abgegeben werden. Wie Sie inzwischen unserer Homepage entnehmen können, fĂŒhlt sich dieser Runde Tisch fĂŒr die Problematik der behinderten Heimkinder nicht
zustÀndig, sondern bearbeitet nur das Kapitel der Jugendhilfe.
So ist ein Warten auf politische Lösungen nicht mehr verantwortbar. Auch der Termin fĂŒr die Veröffentlichung des Buches ist nicht mehr
von Bedeutung, da die Historiker am 26. 03.2009 in der Martinskirche daraufhingewiesen haben, dass keine wesentlichen neuen Erkenntnisse mehr zu erwarten sind. Darum bitten wir Sie, ein Konzept darĂŒber
zu erstellen, in welcher Art und Weise Sie Ihren Beitrag dazu leisten, sich bei den Behinderten sowohl zu entschuldigen und ihnen Hilfe zukommen zu lassen.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
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