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Ich wurde beispielsweise in der damaligen Klinik der Volmarsteiner Anstalten (wie es damals hieß) ... 14 Tage lang in ein Badezimmer isoliert bei tropfendem Wasserhahn ohne irgendeine Beschäftigungs
möglichkeit, lediglich unterbrochen von der Essensausgabe und Toilettenversorgung.

Ich hatte eine Beckenbeinschiene, ... Immer wieder geschah es, dass in Höhe der Hüfte das Metall brach und repariert werden musste. Mir wurde grundsätzlich unterstellt, den Bruch absichtlich zu verursachen. Jedes mal, wenn das geschah, musste ich für eine Woche in einem Toilettenstuhl sitzend von 15 bis 20.30 Uhr in einer Dunkelkammer sitzen, in der die Hilfsmittel abgestellt waren.

Nachdem ich den angesprochenen Leserbrief von Herrn Springer und auch andere Artikel zu diesem Thema gelesen habe, drängt es mich, auch etwas dazu zu sagen, und zwar auch aus eigenem Erleben. Ich habe meine gesamte Kindheit in der angesprochenen Einrichtung verbracht seit meinem 2. Lebensjahr und hatte keine Angehörigen, zu denen ich Kontakt hatte. Ich war also ein Vollweise. Erst als ich 18 Jahre alt war, übernahm eine in der Einrichtung neu eingestellte Lehrerin meine damalige Vormundschaft. Bis dahin war ich „allein auf dieser Welt und in dieser Einrichtung“.

 Wenn Herr Springer Zweifel daran hat, dass für eine nicht unerhebliche Anzahl von Kindern in der damaligen Zeit tatsächlich der Aufenthalt so angst- und qualvoll war, dass sie sich in der Hölle fühlen mussten, dann möchte ich aus eigener Erfahrung und Miterleben davon zeugen, dass es so war. Dieses betraf im Übrigen vor allem die Kinder, von denen klar war, dass sie keine Angehörigen hatten, denen sie hätten erzählen können, was sie durchmachten oder die für sie eingestanden wären. 

Herr Springer möchte gern mehr „Butter an die Fische“? Das ist durchaus möglich. Es gab eine noch viel stärkere Bündelung von Gewalt, Folter und Isolationshaft, als sie in dem Artikel beschrieben wurde. Hier ist „das Futter“ in Form einiger Beispiele aus eigenem Erleben und Erleiden:

 ·       Ich wurde beispielsweise in der damaligen Klinik der Volmarsteiner Anstalten (wie es damals hieß) für ein beim kindlichen Spiel zerrissenes Handtuch der Einrichtung 14 Tage lang in ein Badezimmer isoliert bei tropfendem Wasserhahn ohne irgendeine Beschäftigungsmöglichkeit, lediglich unterbrochen von der Essensausgabe und Toilettenversorgung. Es gab keinen anderen menschlichen Kontakt. Nur einige Geräusche vorbeigehender Menschen und hin und wieder eine Stimme erinnerten daran, dass es noch andere Menschen gab. Ich hatte nicht einmal die Möglichkeit, im Notfall klingeln zu können, weil ich einfach nur so mitten im Raum abgestellt worden war. Ich lag eingegipst in einen Spreizgips, der von den Brustwarzen bis zu den Zehen ging. Damit konnte ich ausschließlich auf dem Rücken liegen, nicht sitzen oder mich auf die Seite legen, Tag und Nacht.  ·      

bessere Zeiten: Vor der Ära “Jenny”

       Für jeden Tintenklecks, den wir Schüler/innen beim Schreiben machten, gab es 3 Schläge mit dem Gehstock von der im Artikel beschriebenen übrigens wirklich selbst stark gehbehinderten Lehrerin auf die Finger. Dabei vermehrten sich die Schläge immer dann, wenn die Kinder aus Angst oder Schmerz die Finger wegzogen und so nicht getroffen wurden. So kam es vor, dass ich bis zu 15 oder mehr Schläge auf die Finger bekam, weil bei jedem Wegziehen wieder von vorne angefangen wurde zu zählen, bis 3 Schläge hintereinander zustande kamen.

 ·       Der zuständiger Orthopädiearzt, der übrigens später Chefarzt und Leiter der Klinik wurde, machte regelmäßig in unserem Heim Visite und bekam von der Diakonisse berichtet, dass ich angeblich einen Gehstock aus dem Fenster geworfen hätte (was gar nicht möglich war, weil ich viel zu klein war und gar nicht an das Fenster kam). Daraufhin musste ich während der gesamten Visitenzeit ca. 2 Stunden neben dem Arzt stehen und während er die anderen Kinder aufrief und mit ihnen und dem Personal sprach, kniff er mir in meine Ohrläppchen und das bis zum Ende der Visite. Solche oder ähnliche Folterungen gab es für mich bei fast jeder Visite, die mindestens 1 Mal im halben Jahr durchgeführt wurde. Man kann sich sicher vorstellen, welche Angst allein die Erwartung solch einer Visite auslöste.

 ·       Wenn alle anderen Kinder an großen Tischreihen gemeinsam während der Mahlzeiten zusammen saßen, wurde ich an einem abseits stehenden Tisch isoliert, so dass ich mich nicht mit den anderen unterhalten konnte sondern unmittelbar neben der jeweiligen Aufsichtsperson saß. Das nicht nur hin und wieder, sondern über Monate.

 ·       In meiner Kindheit hatte ich einen Hospitalismus, der sich darin äußerte, dass ich tagsüber mit dem Oberkörper schaukelte und nachts mit dem Kopf. Die Diakonisse forderte die anderen Kinder auf zu berichten, wenn ich das des Nachts tat. Natürlich berichteten die anderen Kinder das und so bekam ich über einen Zeitraum von mindestens 3 Wochen nur deshalb jeden Morgen eine Tracht Prügel, noch vor dem Aufstehen und Anziehen.

 ·       Grundsätzlich war es Pflicht, dass Essen, was wir vorgesetzt bekamen und weder von Menge noch Art selbst gewählt, aufzuessen. Dabei kam es immer wieder vor, dass ich von Mittag bis Abendbrot vor meinem Teller sitzen musste, bis ich aufgegessen hatte, während im gleichen Saal die anderen Kinder spielten und natürlich auch meine Situation vor Augen hatten. Wenn ich dann das Gegessene erbrach, musste ich „freiwillig“ das Erbrochene aufessen. Wenn ich dass nicht tat, kam es mehrfach vor, das es mir gewaltsam wieder eingefüttert wurde, in dem mehrere Erwachsene mich an beiden Armen und einer den Kopf festhielten. 

bessere Zeiten: Vor der Ära “Jenny”

·       Ich hatte eine Beckenbeinschiene, die es mir ermöglichte, in einer Art Entengang zu laufen. Immer wieder geschah es, dass in Höhe der Hüfte das Metall brach und repariert werden musste. Mir wurde grundsätzlich unterstellt, den Bruch absichtlich zu verursachen. Jedes mal, wenn das geschah, musste ich für eine Woche in einem Toilettenstuhl sitzend von 15 bis 20.30 Uhr in einer Dunkelkammer sitzen, in der die Hilfsmittel abgestellt waren.

 ·       Einmal gab es einen Jungen, der unter sehr heftigen Schmerzen an der Wange litt und einige den Verdacht einer ernsthaften Erkrankung äußerten. Die Diakonisse reagierte auf eine entsprechende Information damit, der Junge solle sich nicht so anstellen. Weil die Schmerzen schlimmer wurden, hielt ich es für notwendig und wurde in dieser Meinung von anderen unterstützt, dieses der Hausleitung zu sagen. Ich fasste all meinen Mut zusammen und tat dieses dann auch. Danach erhielt ich über mehrere Wochenenden Arrest in meinem Schlafbett ohne Beschäftigung und in der Woche musste ich jeden Abend in der oben beschriebenen Zeit und an dem Ort in der Abstellkammer verbringen.

 ·       Es war keine Seltenheit, für Nichtigkeiten über ein ganzes Wochenende als Einziger ins Bett geschickt zu werden ohne Spielzeug oder Kontakte außer Essensausgabe und Toilettengang. Im Bett lag ich dann immer in der oben beschriebenen Weise in einer Gipsschale, in die ich mit Binden fest eingewickelt wurde und dann auch nur auf dem Rücken liegen konnte, Tag und Nacht.

 

auf der Kleinkinderstation

Dieses sind nur einige der Strafmaßnahmen, die ich erlebt habe. Nicht nur einmal, sondern immer wieder und ganz oft sehr systematisch über einen längeren Zeitraum. Nicht erwähnt habe ich hier die psychischen Qualen, die ich aushalten musste. So stand ich ständig in der Angst, etwas getan zu haben oder zu tun, was mit drastischen Sanktionen belegt wurde.

 Herr Springer darf gerne glauben, dass ich schon als Kind gelernt habe, was Isolationshaft und Folter und Erniedrigung bedeutet und wie sich das anfühlt. Ja, und das alles wirklich in der Einrichtung der Diakonie von Diakonissen!!!! Tatsächlich war für uns Kinder niemals erkennbar oder erfahrbar, dass auch nur eine dieser Quälereien jemals geahndet wurde.

 Ja, ich habe auch erlebt, dass mir Hilfe zuteil wurde. Aber gerade die war es oft auch, für die Unterwürfigkeit von uns gefordert wurde, als Geste des Dankes und es waren eben nicht die Geschenke, wie sie eigentlich erhofft waren.

 All das war nicht nur eine Zeiterscheinung von Zucht und Ordnung, sondern hat dieses  weit übertroffen und wäre beim Bekannt werden auch in der damaligen Zeit in dieser Form nicht legal gewesen. Nicht umsonst waren von diesen Foltermethoden nur diejenigen betroffen, die keine Angehörigen hatten, die sich schützend vor sie stellten.

 Ist es da nicht einleuchtend, sich als Kind bei solchen Maßnahmen wie in der Hölle befindlich zu fühlen? Nicht, weil es mal eine Ohrfeige oder andere übliche Bestrafungen gegeben hat, sondern weil es wirklich nur ein Lebensabschnitt in Angst und Schrecken und unter Folter und Qual war. Und selbst wenn es Menschen gab, die einmal Erbarmen zeigten, wurden die gleich mit Sanktioniert.

 „Engel von Volmarstein“, wer oder wo waren sie in meiner Zeit, als ich im Johanna Helenen Heim gewohnt habe? Es gab Menschen, die diese Gewalt nicht unbedingt ausgeübt haben, aber „Engel“, darunter stelle ich mir dann doch schon was anderes vor, als bloße Unterlassung von Gewalt, Folter und Isolation und Sicherung der Grundversorgung. 

etwas bessere Zeiten: Vor der Ära “Jenny”
auf der Kleinkinderstation

Es gäbe noch sehr viel über diese Zeit, ihre Ereignisse und ihre Auswirkungen zu reden. Auch über das zwiespältige Erleben des Verhältnisses von schönen Ereignissen und solchen Qualen. Ich kann nur sehr hoffen, dass hierfür genügend Raum geschaffen wird und alle, die darüber berichten, nicht als unglaubwürdige Übertreiber hingestellt werden.

 Ich zweifle nicht daran, dass es ein Bemühen gibt, diese Vergangenheit aufzuarbeiten. Dazu gehört allerdings auch, sich nicht nur an den Haß betroffener Menschen zu gewöhnen und damit den Wahrheitsgehalt sozusagen abzuwerten, und diejenigen, die von dieser Vergangenheit berichten, nicht in ihrer Glaubwürdigkeit zu diskreditieren, nur weil die Ereignisse so unvorstellbar scheinen.

 Im Zusammenhang mit einer ernst gemeinten Aufarbeitung dieser Vergangenheit, in der es nicht ausschließlich um Anklage gehen kann, sondern auch um Abwägung der ganzen Breite der Ereignisse gehen muß, stehe ich sehr gerne zur Verfügung.

4 Wochen Glück: Schullandheim an der See

Schullandheim
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Schullandheim ist in Deutschland ein schulergänzender Lernort, an dem Schüler und Lehrer in Form von Projektwochen (Dauer: ein bis drei Wochen) vertiefend an lehrplanbezogenen Inhalten arbeiten. Schullandheime sind pädagogische, die Schule ergänzende Einrichtungen, in denen sich Erziehung und Unterricht in besonderer Form vollziehen. Schullandheime sind zu unterscheiden von Landschulheimen/L anderziehungsheim en, die eigene Schulsysteme darstellen und meist als Internate geführt werden.

Aus der Volmarsteiner Erklärung vom 20. Juni 2008, S. 8

Bewegungsfreiheit im Hermann-Luisen-Haus (Lehrlingsheim für männl. Auszubildende